Website des Projektes www.feldhamster.de
Früher intensiv bejagt, ist der Feldhamster (Cricetus cricetus) heute weltweit eine vom Aussterben bedrohte Art. Im Anhang IV der FFH-Richtlinie sowie im Anhang II der Berner Konvention gelistet, hat Deutschland eine besonders hohe Verantwortung für die weltweite Erhaltung der Art. Trotzdem haben die Bestände in den letzten Jahren um ca. 75 % abgenommen und der Erhaltungszustand der Art wird als „ungünstig – schlecht“ eingestuft. Dabei hat vor allem Thüringen eine zusätzliche Verantwortung, da nur hier (und in der Ukraine) schwarze Feldhamster vorkommen. Trotzdem gehen auch hier die Bestände in den letzten 40 Jahren kontinuierlich zurück, was auch Förderprogramme nicht verhindern konnten. Aus diesem Grund kam bereits 2015 die Idee des Projektes „Feldhamsterland“ auf. 2018 startete das sechsjährige deutschlandweite Verbundprojekt mit dem Landschaftspflegeverband Mittelthüringen e.V. als Projektpartner in Thüringen. Ziel des Projektes war das Image des Feldhamsters zu verbessern und die Menschen auf die weitgehend unbekannte dramatische Bestandssituation hinzuweisen. Mit intensiver Öffentlichkeitsarbeit und der Gewinnung von Ehrenamtlichen für Kartierungen sollte der Schutz der Art z.B. durch Maßnahmenumsetzung vorangebracht werden. Im Zuge des Projektes wurde ein Feldhamsternetzwerk aufgebaut, in welches vorhandene Strukturen einbezogen und alle Interessierten und Akteure im Feldhamsterschutz involviert wurden. Durch die Kartierungen sollte zum einen die Datenlage zur aktuellen Verbreitung der Hamsterbestände verbessert und durch die Teilnahme von Ehrenamtlichen zusätzlich Wissen und Begeisterung über den Feldhamster geteilt werden. Mit insgesamt 162 Freiwilligen konnten bei 466 Kartierungen in den Jahren über 3.300 ha kartiert und über 3.400 Baue gefunden werden. Dabei wurden neue Techniken, z.B. die erfolgreichere Kartierung der Blühflächen im Winter, ermittelt.
Die Dürrejahre 2018 und 2019 machten sich auch in den Folgejahren bemerkbar, die Trockenheit und früher einsetzende Ernten machten den Hamstern zusätzlich zu schaffen. Dies betont die Bedeutung der hochwertigen Maßnahmen, welche den Hamstern ganzjährig Deckung und Nahrung bieten. Durch intensive Beratung der landwirtschaftlichen Betriebe konnten im Projektgebiet mit 29 Landwirten insgesamt über 2.180 ha Maßnahmen umgesetzt werden. Diese wurden kontinuierlich evaluiert und angepasst, sodass die effektivsten als Feldhamsterschutzmaßnahmen in das aktuelle KULAP eingeflossen sind.
Diese Erfolge waren nur durch eine breit aufgestellte Öffentlichkeitsarbeit möglich. Zahlreiche Veranstaltungen, Pressmitteilungen, social media-Auftritte und wirksame Aktionen wie das „Schwarze Hamster-Brot“ brachten vielen Leuten den Feldhamster näher. Unterstützt wurde dies durch im Projekt entwickelte Merchandise-Artikel, wie bedruckten Zollstöcken für die Kartierungen, Plüschhamstern, Infoheftchen, Steckhamstern oder Schlüsselanhänger. Vor allem die Plüschhamster waren begehrte Maskottchen bei Kindergarten- und Schulklassen, mit welchen zahlreiche Projekttage und Exkursionen durchgeführt wurden. Trotz zeitweiliger Schwierigkeiten durch Corona konnten viele neue Kontakte zu engagierten HamsterschützerInnen geknüpft und neue UnterstützerInnen, z.B. in Erfurter Kleingartenanlagen, gewonnen werden. Diese Erfolge resultierten bereits teilweise in Folgeprojekten, welche hoffentlich auch zukünftig die bisherigen Erfolge und die Arbeit aus dem Projekt verstetigen.
Das „Feldhamsterland“ hat in Thüringen maßgeblich dazu beigetragen den Feldhamster in ein besseres Licht zu rücken und sein Aussterben wenigstens kurz- und mittelfristig zu verhindern. Bei landwirtschaftlichen Betrieben, in der Politik und in der breiten Bevölkerung hat sich sein Image deutlich verbessert und die Akzeptanz und Verantwortung dem Feldhamster gegenüber ist gestiegen. Dies konnte durch das umfassende Zusammenspiel von Beratung, Kartierung, Öffentlichkeitsarbeit und Maßnahmenumsetzung erreicht werden. Dank überlegter Projektplanung, einem engagierten Team und flexibler Aufstockung und Umwidmung von Projektmitteln konnte in den Jahren 2018 bis 2023 ein Verbundprojekt umgesetzt werden, das trotz Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen, trotz Klimawandel und den damit einhergehenden Umweltveränderungen und trotz einiger Veränderungen im Thüringer Projektteam als Erfolg für den Feldhamster, den Artenschutz und das Land Thüringen verbucht werden kann. Nach Projektende bleiben nicht nur drei Feldhamstermaßnahmen im KULAP und ein starkes Feldhamster-Netzwerk in Thüringen zurück, sondern auch der gefestigte Wille des Projektteams und anderer im Feldhamsterschutz engagierter Personen das Aussterben des Feldhamsters in Thüringen auch langfristig abzuwenden.
Hier investieren Europa und der Freistaat
Thüringen in die ländlichen Gebiete.